Sonntag, Dezember 18, 2005

„ARE MEN NECESSARY?”

Zweifel, ob die Emanzipation noch in die richtige Richtung läuft, scheinen auf dem US-amerikanischen Buchmarkt momentan ein starkes Thema zu sein. So fragt sich Ariel Levy in “Female Chauvinist Pigs“, ob eine Durchpornographisierung unserer Gesellschaft für Frauen nicht zu etwas sehr schrägen Rollenvorbildern führt. Derweil gelangt die Trendforscherin Marian Salzman, Erfinderin des Buzzwords „Metrosexuelle“, in ihrem neuesten Buch “The Future of Men“ zu der Erkenntnis, dass Firmen keine Produkte an männliche Kunden verkaufen können, solange sie Männer in ihrer Reklame nur als unfähige Idioten durch den Kakao ziehen, und sieht jetzt den „Ubersexual“ als Gegenreaktion entstehen. Und die New-York-Times-Starkolumnistin und Pulitzer-Preisträgerin Maureen Dowd erteilt es in ihrem Erfolgstitel „Are Men Necessary?“ beiden Geschlechtern gleichermaßen.

Letzeres Buch stellt Nina Rehfeld in einem ausführlichen Artikel für die “Welt” vor. Ihr zufolge gelangt Dowd „zu der ernüchternden Erkenntnis, dass die Damenwelt sich heute erfolgreich auf den Stand von 1950 zurückmanövriert hat: "Mädchen" statt "Frauen" bevölkern erneut die amerikanische Öffentlichkeit - zum Teil aus Hilflosigkeit gegen die normative Macht der Männergesellschaft, zum Teil als Folge von fröhlicher Selbstsabotage. Die sexuelle Wirkung auf Männer hat erneut Priorität über die Entwicklung und Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit gewonnen, und Botox-Behandlungen und Shoppingtouren sind wichtiger als die Konsequenzen der Politik für Frauenrechte.“ Die moderne Frau von heute lässt demnach die Rechnung im Restaurant immer noch vom Mann bezahlen, schaut statt Frauensendern lieber „Filme über Fräulein in Bedrängnis“, und generell liefen die "Mammies" und die "Babes" den Unternehmerinnen den Rang ab. Für diese Entwicklung sieht Dowd zwei Hauptgründe vorliegen: Zum einen würden erfolgreiche Frauen als Partnerinnen nicht sehr geschätzt, von der Männerwelt abgestraft und blieben einsam. Zum anderen erscheine Frauen Macht zwar reizvoll, nicht aber der „nach männlichen Maßstäben“ geprägte Weg dorthin: „Der bequemere Weg scheint allemal, weibliche Macht mit den altbewährten Mitteln - Schönheit, Charme und körperliche Reize - auszuüben.“ Das sind Thesen, die offenbar nicht nur in den USA zu einigen Diskussionen Anlass geben.

kostenloser Counter